Theorie im wissenschaftlichen Sinne 


Theorie als ein mentales Konstrukt = Gedankengebäude, das uns hilft die Wirklichkeit zu ordnen. 

Eine Theorie im wissenschaftlichen Sinne ist das Ergebnis eines langen und gründlichen Prozesses, wissenschaftliche Methode genannt, und wird von einem Berg an Belegen gestützt, die einen Aspekt der Natur sehr gut erklären.

Daher bitte nicht verwechseln mit Theorie im gewöhnlichen Sprachgebrauch:
- eine Vermutung, wie die Dinge sind (was eher dem ähnelt, das Wissenschaftler eine Hypothese nennen)
- oder gar Theorie im Sinne von wirklichkeitsfremder Vorstellung


Das dieselben Begriffe im allgemeinen Sprachgebrauch und in der jeweiligen Fachsprache oft sehr verschiedenen Bedeutungen annehmen, macht es nicht leicht, sich Wissen über die Welt anzueignen, weil man immer wieder in solche Sprachfallen tappt und es oft genug nicht einmal merkt. Es erschwert zudem Diskussionen, wenn man sich nicht ausdrücklich über die Bedeutung der verwendeten (zumeist ja sehr abstrakten) Begriffe, wie eben Theorie, verständigt. Man läuft Gefahr lange und fruchtlos aneinander vorbeizureden.

Wissenschaft beginnt mit Neugier, dem Verlangen danach zu wissen, was um einen herum ist, wie diese Umwelt strukturiert ist und ob sie Gesetzmäßigkeiten folgt, die man erkennen und dann auch  für das eigene Überleben nutzen kann. Wissenschaft ist die Suche nach den der Wirklichkeit zugrunde liegenden Mustern. Damit diese Suche verwertbare Ergebnisse bringt, folgt sie einer ziemlich strikten Methodik, die ein fortlaufender Prozess ist.


Hier eine Darstellung auf Englisch, die ich sehr gelungen finde.


Die Originaldatei ist hier zu finden.

 


Nachfolgend meine Übersetzung:


Wie man sieht, gibt es keinen wirklichen Anfang, also einen Punkt, der immer den Anfang bildet, abgesehen von der Neugier. Man kann an jedem Punkt in den Prozess einsteigen. In dieser Darstellung wird deutlich, dass es eben auch keinen endgültigen Endpunkt gibt. Die Welt bleibt nicht stehen, wenn Wissenschaftler eine Theorie gefunden haben, die viele Phänomene der Welt erklärt, und so werden sich auch die Theorien immer weiterentwickeln. Insofern können wir von Wissenschaft nicht erwarten, jemals das letzte Wort zum Thema Urknall, Plattentektonik, Evolution oder Big History gesprochen zu haben, das hernach bloß noch für nachfolgende Generationen hergebetet werden müsste! Auch das ist ein sehr wesentlicher Unterschied zwischen der Big History Ursprungsgeschichte und älteren, traditionell in den Religionen verwurzelten Ursprungsgeschichten.

Wissenschaft beginnt also mit einer neugierigen Frage und dem Ziel, diese Frage auf eine bestimmte Weise - akademische oder wissenschaftliche Methode gennant - zu beantworten. Damit soll sicher gestellt werden, dass die auf diese Weise gewonnenen Erkenntnisse ein Abbild der Wirklichkeit darstellen, auf das wir uns verlassen können. Weiterhin stellen wir auf diese Weise sicher, dass wir uns über die gewonnenen Erkenntnisse verständigen können, weil wir mit der akademischen Methode eine gemeinsame Sprache haben. Schließlich ermöglicht wissenschaftliche Methodik es auch, dass andere unsere gewonnenen Erkenntnisse nachvollziehen können. Somit können wir unterscheiden zwischen dem, was wirklich ist, und dem, was wir (fantasievolle und kreative Menschen, die wir sind) uns vielleicht bloß vorstellen. Insofern ist Wissenschaft ein sehr hilfreiches Werkzeug, mit dem wir uns in der Welt orientieren können.

Wissenschaft ist ein lernendes System sagt Prof. Dr. Klaus Mainzer in einem Vortrag zum Thema "Was ist Wissenschaft?", den ich am 9. Februar 2021 über VHS Wissen live erlebte und der in der dortigen Mediathek verfügbar ist.

Nun aber zur Big History Theorie.