Literatur, um Big History einzuordnen

Big History kann interessierten Laien einen Rahmen bieten, sich über die Ergebnisse akademischer Forschung zu informieren. Nachfolgende Literatur habe ich als Kontext von Big History gelesen, es führte mich sozusagen um Big History herum und ermöglichte mir einen Blick auf das Gebiet von außerhalb. Es ist die Auswahl, die ich getroffen habe, und die mir möglich war, zu erfassen, also keine abschließende oder vollständige Auswahl. 

Die Reihenfolge ist dabei zufällig bzw. hat sich so ergeben.


 

Pascal Nouvel

The Four Ways to construct Narratives on Origins / Die vier Arten, Narrative über den Ursprung zu verfassen

Nouvel untersucht die Arten, wie Menschen über Ursprünge (aller Arten) sprechen. Er stellt dar, was es bedeutet, auf der Basis von Wissenschaft über Ursprünge zu reden.

Auch das Konzept der Emergenz, das in wissenschaftlichen Ursprungsnarrativen auftaucht, wird philosophisch untersucht.

Ian Hesketh

A History of Big History / Eine Geschichte der Big History

Hesketh untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Big History und anderen Formen der Universalgeschichte

Carl Friedrich von Weizsäcker

Die Geschichte der Natur



Eine Vorlesungsreihe aus dem Jahr 1946, in der von Weizsäcker sich ein umfassenderes Thema stellt, als es im akademischen Lehrbetrieb üblich ist, welches allerdings auf dem vielfachen Wunsch nach Überblick beruht. Die Vorlesung ist der Versuch einer Synthese, die von den Naturwissenschaften ausgeht, aber darauf hinweist, dass man die gegenseitige Bedingtheit von Natur- und Geisteswissenschaften anerkennen muss.

Floris Cohen

Die Zweite Erschaffung der Welt - Wie moderne Naturwissenschaft entstand

How modern science came into the world

Aus dem Klappentext des Buches:

Wenn wir heute zum Telefon greifen oder in die Computertastatur tippen, ist uns kaum bewusst, dass die Grundlagen für diese Errungenschaften bereits im 17. Jahrhundert gelegt wurden. Damals fand in Europa eine wissenschaftliche Revolution statt, ohne die die industrielle Revolution nicht möglich gewesen wäre.

In seiner Geschichte dieses Wandels blickt Floris Cohen zurück in die griechische Antike zu Aristoteles und Ptolemäus. Diese wussten erstaunlich viel über die Natur und über Mathematik, Astronomie und Physik, ebenso wie später die Gelehrten in China und der islamischen Welt.

Im 14. Jahrhundert gelangten diese Denkansätze nach Europa. Hier fügten Kepler und Galileo, Bacon, Tycho Brahe, Descartes und Newton ihnen neue Momente hinzu. Sie entwickelten eine ganz neue wissenschaftliche Kultur - und mit ihr die moderne Naturwissenschaft.

Wie dies geschah und warum es gerade in Europa zu dieser Revolution kam, erzählt, Floris Cohen so kurzweilig wie unterhaltsam. Denn im Mittelpunkt stehen die Gelehrten und die Art, wie sie forschten, zusammen arbeiteten und voneinander lernten. Ein Buch für alle, die neugierig sind auf jene Welt, in der die Grundlagen für unser heutiges Leben geschaffen wurden.

Christian Uhle

Wozu das Alles? Eine philosophische Reise zum Sinn des Lebens


Uhle zeigt die vielen Facetten der Sinnfrage auf. Dabei geht er u.a. auf die Ursachen von Sinnkrisen, auf Schöpfungsmythen (Ursprungsgeschichten) und das wissenschaftliche Weltbild ein. Sehr erhellend für Big History sind seine Ausführungen zu narrativem Sinn, den Grenzen der Erkenntnis und zur Frage, was Wahrheit ist.

Leszek Kolakowski

The presence of myth / Die Gegenwart des Mythos

Uhle verweist auf Kolakowski.

"Der Mensch besitzt keinen außermenschlichen Boden, auf dem er stehen könnte und zugleich wüsste, dass er auf ihm steht. Er muss mit sich beginnen, jeder andere Ausgangspunkt ist das Produkt einer sekundären Abstraktion, die sich nicht ohne Rekurs auf die menschliche Situation legitimieren lässt."

Auch hier geht es um die Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis.

Hannes Bajor über Hans Blumenberg - Blumenberg und die Wirklichkeit

(Artikel im Philosophie Magazin)

Menschen erzählen Geschichten, um mit der Wirklichkeit klarzukommen 

Dipesh Chakrarbaty - The Climate of History: Four Theses (article in English) / Das Klima der Geschichte - 4 Thesen


Der Artikel bildet die Grundlage seines Buches: Das Klima der Geschichte im planetarischen Zeitalter / The climate of history in a planetary age

Es ist der Versuch einer Synthese, die von den Geisteswissenschaften ausgeht.

Bayo Akomolafe 

The Burden of the New Story (article in English) / Die Bürde der neuen Geschichte

Nigerianischer Philosoph mit interessanten Ideen und einen etwas anderen Blickwinkel als wir in Europa es gewohnt sind.

Sternstunde der Philosophie Wie wir aus der Krisenspirale herausfinden.

Ursula LeGuin

Always Coming Home / Immer nach Hause

&

The Carrier Bag Theory of Fiction / Die Tragetaschentheorie des Erzählens

Gemäß ihrer Tragetaschentheorie ein Sammelsurium von Erzählungen, Gedichten und Berichten über die Traditionen und das Leben einer fiktiven Gruppe von Menschen der Zukunft, die in einem Tal in Kalifornien leben. 

„We have to learn what we can, but remain mindful that our knowledge not close the circle, closing out the void, so that we forget that what we do not know remains boundless, without limit or bottom, and that what we know may have to share the quality of being known with what denies it. What is seen with one eye has no depth.“

„Wir müssen lernen, was wir können, aber dabei stets bedacht sein, dass unser Wissen den Kreis nicht schließt und die Leere nicht ausschließt, sodass wir vergessen, dass das, was wir nicht wissen, grenzenlos bleibt, ohne Ende und ohne Boden. Was wir wissen, teilt möglicherweise die Eigenschaft des Bekannten mit dem, was es leugnet. Was mit einem Auge gesehen wird, hat keine Tiefe.

Marcelo Gleiser


Die unvollkommene Schöpfung
A Tear at the Edge of Creation

Kosmos, Leben und das versteckte Gesetz der Natur

 

Erläutert, warum die Suche nach der (physikalischen) Theorie für Alles ein Irrweg ist. Zeigt auf, dass eine leichte Asymmetrie erforderlich ist, damit irgend etwas passieren kann. Wenn man genau hinschaut, dann gibt es die Symmetrie, auf deren Annahme die Suche nach einer Theorie für Alles beruht, gar nicht.

Marcelo Gleiser

The Dancing Universe - From Creation Myths to the Big Bang

leider nicht ins Deutsche übersetzt - sehr lesenswertes Buch, bei dem man auch gleich etwas über die Geschichte von Philosophie und Wissenschaft lernt

Übersetzung des Info-Textes zum Buch auf Amazon:

Marcelo Gleiser widerlegt die Vorstellung, dass Wissenschaft und Spiritualität unvereinbar sind. In „The Dancing Universe“ verfolgt er mystische, philosophische und wissenschaftliche Ideen über den Kosmos durch die letzten 25 Jahrhunderte, von den alten Schöpfungsmythen zahlreicher Kulturen bis hin zu zeitgenössischen Theorien über ein sich ständig ausdehnendes Universum. Außerdem untersucht er das Leben und die Ideen der größten Wissenschaftler der Geschichte, darunter Kopernikus, Galileo, Kepler, Newton und Einstein. Indem er untersucht, wie Wissenschaftler die Geheimnisse der Schwerkraft, der Materie, der Zeit und des Raums entschlüsselt haben, bietet Gleiser eine neue Perspektive auf die Debatte zwischen Wissenschaft und Glauben.

Marcelo Gleiser

The Island of Knowledge - The Limits of Science and the Search for Meaning

leider nicht ins Deutsche übersetzt

Falls jemand ein auf Deutsch verfügbares Buch kennt, das dieselbe Thematik behandelt, bitte mitteilen - Emailadresse im Impressum.

Übersetzung des Info-Textes zum Buch auf Amazon:

Gibt es auf alle Fragen eine Antwort? Wie viel können wir über die Welt wissen? Gibt es so etwas wie eine ultimative Wahrheit?

Mensch zu sein bedeutet, wissen zu wollen, aber was wir beobachten können, ist nur ein winziger Teil dessen, was „da draußen“ ist. In „The Island of Knowledge“ (Die Insel des Wissens) zeichnet der Physiker Marcelo Gleiser unsere Suche nach Antworten auf die grundlegendsten Fragen der Existenz nach. Dabei gelangt er zu einer provokanten Schlussfolgerung: Die Wissenschaft, unser wichtigstes Werkzeug zur Suche nach Antworten, ist grundlegend begrenzt.

Diese Grenzen unseres Wissens ergeben sich sowohl aus unseren Forschungsinstrumenten als auch aus der Natur der physikalischen Realität: der Lichtgeschwindigkeit, dem Unschärfeprinzip, der Unmöglichkeit, über den kosmischen Horizont hinauszusehen, dem Unvollständigkeitsprinzip und unseren eigenen Grenzen als intelligente Spezies. Gleiser argumentiert, dass das Erkennen dieser Grenzen kein Hindernis für den Fortschritt oder eine Kapitulation vor der Religion ist. Vielmehr befreit es uns, den Sinn und die Natur des Universums zu hinterfragen und gleichzeitig die zentrale Rolle des Lebens und unserer selbst darin zu bekräftigen. Die Wissenschaft kann und muss weitergehen, aber das Erkennen ihrer Grenzen offenbart ihre wahre Mission: Das Universum zu kennen bedeutet, uns selbst zu kennen.

„The Island of Knowledge“ erzählt die dramatische Geschichte unseres Strebens nach Erkenntnis und bietet eine höchst originelle Erkundung der Ideen einiger der größten Denker der Geschichte, von Platon bis Einstein, und ihrer Auswirkungen auf uns heute. Als maßgebliche, weitreichende intellektuelle Geschichte unserer Suche nach Wissen und Sinn bietet „The Island of Knowledge“ eine einzigartige Sicht darauf, was es bedeutet, in einem Universum voller Geheimnisse Mensch zu sein.

Frank Niele

Energy - Engine of Evolution

 

Betrachtet alles aus energetischer Perspektive, also von der Entstehung des Universums bis zur Entstehung der Strukturen, die wir heute beobachten. Ich las es parallel zu Fred Spier’s Big History and the Future of Humanity.

Nick Lane 

Der Funke des Lebens - Energie und Evolution / The Vital Question - why life is the way it is

Auch hier wird auf Gradienten, ein leichtes Gefälle (von Energie) verwiesen, damit etwas entstehen kann. Es ist nur eines der vielen populärwissenschaftlichen Bücher darüber wie das Leben entstanden sein könnte.

Bernhard Weßling
Was für ein Zufall! / What a coincidence!


Über Unvorhersehbarkeit, Entropie, Komplexität und das Wesen der Zeit. Zeigt Zusammenhänge zwischen Zufall und Komplexität, wagt einen neuen Blick auf die Nicht-Gleichgewichts-Thermodynamik. Alles vor dem Hintergrund seiner Berufspraxis als Chemiker, der sich mit Dispersionen beschäftigt hat. Schlägt Entropie als Kriterium für die Nachhaltigkeit von technischen Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels vor.



Diese Seite wird noch erstellt. Bitte besuchen Sie diese Seite bald wieder. Vielen Dank für ihr Interesse!