Big History und Sinn.

Manch einer, dem Big History begegnet, wird es mit der Sinnfrage verbinden. Kann Big History, indem es uns erzählt, wie alles zu dem wurde, wie es heute ist, uns auch bei der Sinnfrage helfen?

Für David Christian ist Big History „full of meaning“, also voller Bedeutung, für Cynthia Stokes Brown und Esther Quaedackers „it can evoke a sense of meaning“ kann es ein Gefühl von Sinn/Bedeutsamkeit hervorrufen - also schon deutlich abgeschwächter, und für Fred Spier hat es gar nichts mit Sinn zu tun. Fred Spier sieht in Big History ganz im Sinne der Wissenschaft lediglich eine Methode, die natürliche und soziale Welt zu untersuchen, wie sie empirisch beobachtet werden kann. Er hält es nicht für ein all-umfassendes Weltbild ("an all-encompassing worldview"). Was er 2014 in einem Artikel mit dem Titel Big History is not an all-encompassing worldview ausführt. Cynthia Stokes-Brown bringt ihre Gedanken zu Sinn und Bedeutung von Big History in letzten Kapitel ihres Buches Big History - Small World zum Ausdruck. Mit Esther Quadackers habe ich persönlich gesprochen.

Wobei all diese Positionen einer Auseinandersetzung mit Religion entsprungen sind, man muss sogar festhalten, ganz spezifisch der christlichen Religion mit ihrem Konzept des Übernatürlichen (Supernatural) und einer damit verknüpften Spiritualität.

Die Sache mit der Spiritualität bekommt allerdings eine ganz andere Bedeutung, wenn man anfängt, sich mit indigenen Weltbildern zu befassen. Diese Weltbilder sind deutlich näher dran an denen unserer Vorfahren, die Tausende von Jahren länger als es das Christentum oder die anderen der heute als Weltreligion bezeichneten Religionen gibt, in der Natur und mit der Natur gelebt haben. Big History ist jedoch bisher nur bemüht, sich gegenüber „übernatürlicher“ Religion abzugrenzen und die indigenen Völker außen vor zu lassen in seiner Betrachtung von Allem nach dem Urknall. Man muss halt auswählen, aber die Auswahl bestimmt am Ende, was für eine Geschichte man erzählt.

Eines der besten Bücher zum Thema Sinn-Suche, das mir bisher begegnet ist, hat Christian Uhle geschrieben. Er nimmt dabei die Frage nach dem Sinn unter die Lupe und findet verschiedene Facetten, die sich nicht so einfach in die grammatische Struktur der Frage pressen lassen. „Wozu das Alles? - Eine philosophische Reise zum Sinn des Lebens“ kann ich daher sehr empfehlen. Man erfährt auch etwas darüber, warum Wissenschaft sich der Sinnfrage (warum?) nicht stellt, sondern nur versucht, die Welt zu erklären (wie?).

Ebenfalls interessant im Hinblick auf die „Arbeitsteilung“ zwischen Wissenschaft und Religion ist das Kapitel über den dreifachen Beginn der Moderne in Werner Bätzings Mensch-Umwelt-Geschichte „Homo destructor“. Kapitel 7.3 - Der zweite Beginn im europäischen Mittelalter: Modifizierung; Abschnitt: Theologie und Philosophie - zwei gegensätzliche Wahrheitsansprüche.


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