Wirklichkeit.
"Realität ist das, was nicht verschwindet, wenn man aufhört, daran zu glauben." meint der Schriftsteller Philip K. Dick
Er unterschied also zwischen dem, was wirklich ist und dem, was man bloß glaubt, dass es wirklich ist. Für mich ergaben sich 2 Leitfragen: Was ist wirklich (What is real?) und Was ist eingebildet oder Fantasie (What is imagined?). Und zwar nicht, weil das, was die Einbildungskraft hervorbringt, weniger wert wäre als das, was wirklich ist, sondern weil es wichtig ist zwischen beiden zu unterscheiden, für das Leben als Individuum und das Überleben der Spezies Mensch.
Der Wirklichkeit auf die Spur zu kommen ist gar nicht so leicht. Ein Artikel hierüber hat mich besonders beeindruckt. Hannes Bajohr, der sich in seinem Beruf als Wissenschaftler mit dem Werk des Philosophen Hans Blumenberg ausführlich befasst hat, schrieb darüber im Philosophie Magazin: Blumenberg und die Wirklichkeit.
Meine Notizen dazu waren:
Blumenberg befasste sich mit der Frage, was das Wort „Wirklichkeit“ bezeichnet und wie sich die Erfahrung dieser „Wirklichkeit“ historisch wandelt. Er kam dabei zu dem Schluss, der Mensch versuche stets, dem übermächtigen, gnadenlos auf ihn einströmenden „Absolutismus“ der Wirklichkeit zu entkommen.
Wirklichkeit prallt also absolut auf uns ein.
Wir müssen sie uns vom Leibe halten bzw. wir halten sie uns vom Leibe. Wir nähern uns ihr an durch Begriffe und Metaphern. Wir erzählen Geschichten über die Wirklichkeit, um mit ihr fertig zu werden. Über unsere menschliche Kultur müssen wir immer wieder andere und neue Arten von Erzählungen schaffen, um uns nicht von der Wirklichkeit überwältigen zu lassen.
Dabei ist uns Wirklichkeit stets selbstverständlich. Der aktuelle geltende Wirklichkeitsbegriff ist uns weitgehend unsichtbar, lagert sich aber in der Sprache ab, in der Literatur und den Metaphern einer Zeit. Somit kann man ihn im Nachhinein erfassen oder bestimmen.
Nicht jede Epoche nimmt ihre Wirklichkeit auf dieselbe Weise wahr. Die Wirklichkeitsbegriffe geben vor, was jeweils in einer Epoche als wirklich erscheinen konnte und was nicht, was überhaupt denkbar war und was nicht.
Dieses Wirklichkeitsverständnis wandelt sich im Laufe der Zeit und so auch die Begriffe von der Wirklichkeit. Kurz gesagt, auch die Wirklichkeit hat eine Geschichte.
Immer wenn es um das Ganze geht, greifen wir auf absolute Metaphern zurück, d.h. auf Metaphern, die wir als absolut setzen. Metaphern greifen immer da, wo sich etwas nicht mehr in genau definierte Begriffe fassen lässt.
Daraus ergab sich für mich eine interessante Frage in Bezug auf Big History, nämlich:
Könnte die aktuelle Wirklichkeits-Metapher vielleicht „Komplexität“ sein?
Wirklichkeit ist komplex, wir müssen sie reduzieren, um überhaupt etwas davon zu verstehen.
Eine weitere Verbindung zu Big History sah ich in der Aussage, dass man sich Geschichten nicht bloß zur Unterhaltung erzählte, sondern um zu überleben, und dass man dies immer noch tue.
Leider war das nur ein kurzer Ausflug in die Gedankenwelt von Hans Blumenberg und nur zum Thema der Wirklichkeit. Obwohl mich sein Werk sehr interessiert, kann ich mich aus Zeitgründen nicht damit befassen, wenn ich mit dieser Webseite hier und Big History vorankommen will. Das ewige Dilemma des wissbegierigen Menschen. Je mehr man lernt, desto deutlicher wird einem bewusst, wie gewaltig das über Jahrhunderte angesammelte „Wissen“ der Menschheit ist, das in Bibliotheken lagert, und wie wenig man als einzelner davon wirklich wissen kann. Man bleibt auf dem Boden der Tatsachen, also der Wirklichkeit verhaftet, wenn man sich ab und an daran erinnert. Denn die Einbildungskraft, die wir brauchen, um die Wirklichkeit zu bewältigen ist sehr stark. Manchmal verlieren wir dann die Bodenhaftung, den Wirklichkeitssinn.
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