kollektives Lernen
Kollektives Lernen ist ein Begriff, den David Christian verwendet, um einen Mechanismus zu beschreiben, bei dem mittels symbolischer Sprache, die Ideen einer Generation für die nächste erhalten bleiben und diese wiederum den Ideen der vorhergehenden Generation etwas hinzufügen kann.
Symbolische Sprache bedeutet ein System willkürlich (nach eigenem Ermessen) festgelegter Symbole, die durch formale Regeln (Grammatik) miteinander verbunden werden können, um eine nahezu unbegrenzte Anzahl präziser Äußerungen zu erzeugen.
In seinem Buch “This Fleeting World” (dt. diese flüchtige Welt) beschreibt David Christian ein Gedankenexperiment dazu. Er führt aus, dass den meisten Menschen nicht bewusst ist, wie sich menschliche Kommunikationssysteme auf jeden Aspekt unseres Lebens auswirken, und schlägt vor, man solle einfach mal darüber nachdenken, wie viele der Dinge, die man jeden Tag so benutzt* vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, man selber von Grund auf ohne die Hilfe anderer Menschen hätte bauen können, also auch ohne auf das Sortiment von Supermärkten und Baumärkten zurückzugreifen, denn dieses wird ja auch erst durch die Arbeit anderer Menschen ermöglicht.
* Quelle: David Christian, This Fleeting World, e-book, Pos. 596 - wobei ich das Gedenkexperiment ab dieser Stelle etwas erweitert und dem Zweck hier angepasst habe.
Auch Bibliotheken sind Orte, wo kollektives Lernen greifbar wird. Eine einfache Definition lautet, dass in jeder Generation mehr Wissen angesammelt wird, als verloren geht, so dass das Wissen insgesamt wächst. Weswegen es zunehmend wichtiger wird, dieses Wissen zu ordnen und zu strukturieren, so dass jede neue Generation sozusagen den Überblick und Durchblick bewahren kann. Big History wagt diesbezüglich den großen Entwurf.
Big History selbst illustriert das Konzept des kollektiven Lernens meines Erachtens nach sehr gut, weil es Erkenntnisse verschiedener Wissensgebiete (Disziplinen) aufgreift und miteinander verbindet, und damit das kollektiv angesammelte (gelernte) Wissen von Jahrhunderten und Jahrzehnten wissenschaftlicher Arbeit für jedermann zugänglich macht.